5 Die Stimme hat das Wort

German translation of The Words our Voices raise.

Durch diese Sakramente führt
gereimte Poesie.
Das fünfte zeigt, wo das herrührt
was hier passiert, und wie.

Jetzt schau’n wir wie die Stimme spielt,
im Wort Gedanken nennt
und Sprache Einigkeit erzielt
wie kein Tier sonst sie kennt.

Aus Staub kam’n Spiele einst in Fahrt
und alles Leben hier,
doch einzig eine Affenart
hat Worte dafür: wir.

Klar, jedes Vög’lein, jedes Tier
kann leise oder schrill
an andere signalisier’n
was es verbreiten will.

Wir alle kenn’n die Laute, die
durch Schwärm’ und Herden geh’n,
doch haben wir darin noch nie
Grammatiken geseh’n.

Wir konnten alle Lieder hör’n
die jeder Vogel singt,
und dass, was Tiere bell’n und röhr’n
nur Ruf, nicht Sprachen sind.

Die Luft, die Menschen ventilier’n
wird sonderbar geformt.
Grammatiken verkomplizier’n
die Worte ganz enorm.

Man mag beharr’n, dass Wale doch
Gedanken teil’n von sich,
so debattieren bleibt dennoch
was kein Tier sonst bespricht.

Auf Sprache jetzt zu fokussier’n
ist hier der rechte Ort;
darüber mal zu meditier’n.
Die Stimme hat das Wort.

Ein Wort vor’m anderen enthält
Bedeutung anders als
wär’n diese andersrum gestellt
“Mal’s da” ist nicht “damals”

“Macht schon mit” heißt nicht “schon mit Macht”
und auch nicht “mit Macht schon”
und diese Tripel sind aus acht
nur drei Permutation’n.

Mehr Worte steigern das sehr schnell.
Das wächst exponentiell,
wird überabzählbar, speziell
kombinatoriell.

Zusammen machen Worte Sinn,
Verwirrung oder Spaß,
in Streitgespräch und Segnungen
in Versen und Versmaß.

Mit Worten für was so entsteht,
wie “Verben”, “Witz” und “wahr”,
erschließen wir, was dadurch geht,
genauer – wunderbar!

Und auch Gebärden sind nicht stumm.
Sie setzen Worte fort
und setzen uns’re Stimmen um.
Auch darin spricht das Wort.

Die Neugier aufeinander aus
der Liebe die wir spür’n
erfüll’n wir, darf sie freiheraus
zu stimm’n’den Worten führ’n.

Natürlich hab’n wir mehr im Kopf,
als uns’re Stimme pro
Sekunde sagen kann. Sie stopft
begrenzte Worte so.

Die Wirklichkeit wird komprimiert
wenn wir kommunizier’n.
Komplikationen können wir
stets nur approximier’n.

Das macht die Worte mitteilbar,
und kostet seinen Preis.
Subtilitäten gehen gar
verloren als Verschleiß.

Bestmöglich fehlt Subtilität
nur wenig, manch Wort nimmt
kaum Abstand von Realität.
Wir nenn’n das, dass es stimmt.

Im überabzählbaren doch
grammatischen Satz reist
pro Wort mehr Wissen, das auf noch
mehr Sinngehalt verweist

Sind Worte dichter komprimiert
als die erlebte Welt,
so sind sie leichter kombiniert
in der Gedankenwelt.

Sechs Worte sind die Zeile hier.
Und diese zweite vier.
Noch zwei in selbiger Manier,
macht diese Strophe hier.

Die Strophen hier sind alle gleich,
im altmodischen Stil,
die Musikalität erreicht,
denn Takt und Reim tun viel.

Die Stimme hat Sprachmelodie,
die mit dem Wort erklingt,
sich aufschwingt in die Harmonie
von Liedern die sie singt.

Wer Wort ergreift, kann meist sodenn
ergreifen den Akkord
und singen, was wir Lieder nenn’n
und anstimm’n mit dem Wort.

Ein Wort wie “Lied” für vielerlei
erzeugt Vergleichbarkeit.
Ist der Gesang danach vorbei,
ist noch das Wort, was bleibt.

Kein Wort ist wie worauf es je
an Dingen sich bezieht.
Das Wort für das ist die “Idee”,
ein Ding das man nicht sieht.

Aus Worten, die erst Namen war’n
für Dinge die wir sah’n,
erwuchs bald Abstraktion heran.
Manch neues Spiel begann.

Ideen von großer Dienlichkeit,
wie “eins” und “zwei” und “drei”,
war’n Macht und schenkten Machbarkeit
und noch mehr Denkerei.

Ideen begegneten sich in
uns, weil sie durch uns geh’n,
und manchmal war das der Beginn
komplexerer Ideen.

Aus der Vermessung uns’res Lands
entstand Geometrie.
Aus Tausch von dem, was angepflanzt,
entstand Ökonomie.

Ideen die gut sind können uns
bereichern lebenslang.
Doch schlechte führ’n zu Irrtum und
verwirrtem Untergang.

Manch ganzes Leben ward vertan.
In Wortspiel’n ohne Ziel
hing’n sie verloren Träumen an
und hofften viel zuviel.

Ideen gestalten was beginnt
in uns’re Leben rein.
Damit wir nicht ihr Werkzeug sind,
soll’n sie die uns’ren sein.

Wo immer man Ideen teilt,
entsteht durch sie ein Bund
von geistiger Verbundenheit
und Liebe ist ihr Grund.

Durch Worte klär’n wir Streitigkeit.
Und hilft ein Richter sonst,
wär jegliche Gerichtsbarkeit
doch ohne Wort umsonst.

Mit allen Worten laden wir
stets in Beziehungen
wie Spiele ein. Die Verse hier
sind auch Einladungen.

Doch Sprache ist nicht lediglich
die Stimme und das Wort,
zusamm’n mit ihnen bilden sich
auch die Gedanken fort.

Das hilft uns besser zu versteh’n:
Wie Wort für Worte steht,
kann Denken durch Gedanken sehn
wie unser Denken geht.

So kam es dann, dass der Verstand
Philosophie und nicht
zuletzt sich selbst in Köpfen fand
aus den’n die Stimme spricht.

Die Ahnen damals horteten
Ideen von großem Wert,
die vorteilhaft antworteten,
verständlich und bewährt.

Erreichen sie Einstmmigkeit
und Einigkeit, was nun
zu tun sei half Einhelligkeit
in ihr’m vereinten Tun.

Was immer uns’ren Ahn’n gelang
gelang nur im Gespräch.
Bei Fehlern, die sie auch begang’n,
war’n die Gespräche schlecht.

Wir schulden uns’ren Ahnen viel.
Sie haben viel getan
und Spuren davon sind subtil
in den Vokabular’n.

Wir halten alles das in Ehr’n
und setzen ihr Werk fort
indem wir Worte weiter lehr’n.
Den Kindern gilt das Wort.

Wir schenken Kindern Sprachen für
den Weg zum Schatz hinein,
zu Worten die sie weiterführ’n
in Schul’n und Büche’rein.

Die Kinder mögen irgendwann
anstatt von irgendwem
der fort ist selbst bestimm’n und dann
für sie das Wort annehm’n.

Mitsprache dient der Mitarbeit.
Kommt neue Arbeit her,
ist auch für neue Sprache Zeit,
erfinden wir noch mehr.

Weil Worte immer ungenau
die Wahrheit nur skizzier’n,
lässt Sprache sich durch Neufaufbau
von Worten präzisier’n.

So viel war uns’ren Ahnen nicht
bekannt von dieser Welt.
Woher kommt Regen? Sonnenlicht?
Kein Wort, das nicht entstelllt.

Mit uns verglichen schein’n sie dumm,
doch klug war’n sie indem
sie schufen was jetzt wiederum
wir hier zum Schaffen neh’m.

Mit immer größ’rem Wissen wuchs
ein großer Schatz heran.
Trophäen uns’res Siegeszugs.
Wir häufen sie noch an.

Durch’s Strömen der Jahrhunderte
und immer mehr Ideen
war was uns Menschen wunderte,
allmählich klar zu seh’n.

Wir sprachen weiter Tag und Nacht
und setzten fort was einst
gesagt war. Weitersprechen macht
aus all’n Gesprächen eins.

An jeder Universität,
in Gilden, Schul’n und an
all’n Orten jeden Wissens geht
ein Weltgespräch voran.

Durch alle Menschenstimm’n hindurch
sucht ein Gespräch nach sich
bewährenden Ideen, wodurch
es gleich ist, wer sie spricht.

Wir sprechen darin mit, seitdem
man Sprechen uns gezeigt
hat und werd’n weiter Anteil nehm’n
bis uns’re Stimme schweigt.

Ein Teil von uns’rem Weltgespräch
bezieht, bespricht, bedenkt
was wirklich ist und wahr und echt,
was stimmt, uneingeschränkt.

Durch wachsende Gelehrsamheit
begriffen Menschen wie
wir hier sind, in Unendlichkeit,
aus Staub und Entropie.

Durch Technik geh’n wir nicht zuletzt
noch mehr Gespräche ein.
Die Schrift, der Druck, das große Netz
verbinden Unsereins.

Vergleichen unserer Ideen
zeigt: manche sind nicht wahr.
Wie Himmel, die wir klarer seh’n,
wo nie ein Engel war.

Doch hab’n vereinbare Ideen
auch miteinander Platz
für gegenseitiges Versteh’n,
sind sie der größte Schatz.

All das zu ahnen, irgendwie,
erinnert uns entfernt,
wie uns’re Stimmen Rollen spiel’n
in einem Ding, das lernt.

Die Suche dessen endet im
Gespräch der Menschen nicht.
Jetzt geben wir Maschinen Stimm’n:
auch die sind Staub, der spricht.

Weil Wort und Wissen wachsen kann,
und Neugier in uns brennt,
peil”n wir auch ferne Welten an,
was kein Tier sonst erkennt.

Um uns hier jetzt und überall
sind Welten still und tot,
doch bald durchqueren wir das All,
bring’n Leben und das Wort.

Zur Galaxie um uns, nicht bloß
zum Himmel geht’s hinauf.
Wir war’n nie Engel, war’n nie groß,
nur Affen, und woll’n rauf.

Der Aufstieg zur Unendlichkeit
ist jung; wir haben viel
zu lernen, viel Gesprächigkeit
mit Wahrheit als dem Ziel.

Je freier uns’re Rede ist,
je mehr hilft sie uns bei
der Lösung letzter Hinderniss’,
macht Mensch und Leben frei.

Natürlich lauert hier Gefahr,
macht freie Rede klar
auch Widersprüche offenbar,
mit dem Gesetz sogar.

Vielleicht hab’n richtige Ideen
einander immer gern,
doch and’re nicht. Als Tiere steh’n
wir oft Gewalt nicht fern.

Das Schweigen gibt uns Sicherheit.
Es ist ein sich’rer Ort.
Es braucht ein bisschen Tapferkeit,
ergreifen wir das… Wort.

Auch Schweigen ist bedeutungsvoll,
verzichten wir gezielt
auf’s Werkzeug Stimme, absichtsvoll,
so sagt auch Schweigen viel.

Doch schweigen wir nicht nur aus Furcht,
und nicht versehentlich.
Beenden wir das Schweigen, durch
das uns’re Stimme bricht.

Erheben wir die Stimmen jetzt.
Wir alle hier, sofort.
Gemeinsam sprechen wir zuletzt.
Ergreifen wir das… Wort!

Aus Staub im Spiel der Entropie,
belebt besteh’n wir fort,
sind Unsereins, in Harmonie
von Stimmen in ei’m… Wort!

An aller Sakramente Grund
zur Freude soll hinfort
erinnern uns die Stimme und
die Worte, jedes… Wort!

Im Chor zu sprechen macht sehr viel.
Wir bilden ein’n Akkord
als Team in ein’m Zusammenspiel
von Stimmen und dem… Wort!

Und ist des Sakramentes Schluss.
Sein Wissen dauert fort
und jedem von uns bleibt Genuss
an Stimmen und dem… Wort.