German translation of The Games of Entropy.
Was haucht uns Staub das Leben ein?
Was bringt uns hier hervor?
Was schwingt der Teilchen stumpfes Sein
zu Unsereins empor?
Die Teilchen selbst sind leblos seit
sie aus den Sternen fiel’n.
Was ihnen Lebenskraft verleiht
ist ihr Zusammenspiel.
Ein jeder Mensch, ein jedes Tier,
die ganze Pflanzenwelt
ist wie ein Kunstwerk konstruiert,
das funktioniert und hält.
Unfassbar große Kunst beginnt
mit Teilchen und erstellt
wovon wir hier umgeben sind:
die Wunder dieser Welt.
Wir lernen mehr aus der Natur
als je aus einem Buch
und sie scheint mehr und mehr obskur,
je gründlicher man sucht.
Die Oberflächen die man sieht,
ob Rinde oder Haut,
verbergen die Biologie
darin, die all das baut.
Die Lungen atmen Sauerstoff
in unser Blut hinein.
Das Herz, das in uns allen klopft,
treibt den durch Mark und Bein.
Und schau’n wir noch genauer, so
wird Atmung die wir spür’n
zu chemischen Prozessen, wo
sich Luft und Blut berühr’n.
Wir sind höchst kunstvoll aufgebaut.
Organe greifen hier
präzise ineinander, aus
Geweben konstruiert.
Bei diesen handelt es sich um
unzählbar viele Zell’n,
bei jeder davon wiederum
um viele Organell’n.
In allem Leben weit und breit
steckt alles das und mehr:
verwirrende Vielschichtigkeit
in uns und um uns her.
Die Sterne zeigt das Teleskop
uns hell und groß und schwer,
doch Leben unter’m Mikroskop
erstaunt uns noch viel mehr.
Wir finden mehr Vielschichtigkeit
in einem Schmetterling
als in der Galaxie die weit
entfernt uns hier umringt.
Und all dies Leben, das wir seh’n,
ist aufgebaut aus Zell’n.
Die hochkomplexen Zell’n besteh’n
aus Chemikalien.
Genau betrachtet wirken sie
voll nanotechnischer
Molekularmaschinerie
gar noch fantastischer.
Und noch genauer angeschaut
erweist sich alles hier
als atomarer Sternenstaub
der planlos kollidiert.
Was wir zu sehen glauben ist
ein starrer Atlas für
das tiefe Land, das ständig fließt,
in allem um uns hier.
Es fließt jetzt hier und uns so nah;
nichts könnte näher sein.
Das Fließen dieser Teilchen da
geht uns durch Mark und Bein.
Das Chaos in dem Teilchenfluss
wird Entropie genannt,
aus der und trotz der kommen muss
was mit uns hier entstand.
Sie nagt an jeglicher Struktur,
die deshalb wachsen muss
und der Zerstörung trotzend stur
sich fortpflanzen im Fluss.
Sie wirft die Teilchen blind umher
und führt manchmal zum Spiel
von Molekül’n die temporär
bestehen, ohne Ziel.
Zwei Wasser- und ein Sauerstoff
spiel’n Wasser, das erhitzt
die Wolken spielt, als Regen tropft
und Donner spielt und Blitz…
…und bei gering’rer Entropie
zu Schneeflocken gefriert,
im trägen Spiel des Eises wie
im Schlaf kristallisiert.
Wir spür’n jetzt hier wie unser Spiel,
wie unser eigner Leib,
verhältnismäßig warm sich fühlt
und will, dass das so bleibt.
Die Sternenglut ließ dieser Staub
zurück im Flug nach hier,
durch Kälte die kein Spiel erlaubt.
In Wärme leben wir…
…weil Hitze jede Form zerteilt
die zufällig entsteht
und Kälte kürt nicht jenen Teil
der wächst und weitergeht.
In Wärme ist genau so viel
an dieser Entropie,
wie nötig für das Wunderspiel
organischer Chemie.
In Wärme wie der unseren
sind Teilchen ruhelos,
begegnen anderen und wenn
die passen, geht es los.
So kann mit Kohlenstoff speziell
sehr vieles reagier’n,
doch was die Reaktion erstellt
wird meist nicht weiterführ’n.
Dennoch geht’s schnell und sei derweil
die Chance auch noch so klein,
wird manches was entsteht doch Teil
von neuen Spielen sein.
Bekommt der Zufall sehr viel Zeit,
wird fast durch Schicksal schon
komplexere Chemie bereit
zur Kettenreaktion.
Vor etwa 4 Milliarden Jahr’n
war das der Anbeginn
von Ketten zu der unfassbar’n
Chemie hier in uns drin.
Die Kettenreaktion vereint
ein jedes Molekül
in sich und reiht sich manchmal ein
in ein noch größ’res Spiel.
Und führt der Moleküle Fluß
zum Ausgangspunkt zurück,
entsteht ein Kreis, ein Zirkelschluss,
dem manchmal Wachstum glückt.
Aus Ringelreih’n der Entropie
erwuchs verspielt und blind
der Anfang der Biologie
der wir entsprungen sind.
Wir sind gebaut aus solchen Spiel’n,
die zyklisch weitergeh’n,
aus blind verspielten Molekül’n
die nichts von uns versteh’n.
Jetzt hier in diesem Atemzug
spiel’n sie trilliardenfach
ein Wunderspiel das Kraft genug
für jede Zelle macht.
Die Zelle bietet Spielraum für
was sie an Spiel’n enthält
und was einander bau’nd in ihr
die Zelle selbst erhält.
Harmonisches Zusammenspiel
all dessen konstruiert
gemeinsam sich ein Domizil
das sich durch Teil’n kopiert.
Zwar lernt kein Einzelmolekül,
doch Zellen, ihr Verbund,
erlernten Essen, Heilen, Fühl’n
und tun das jetzt in uns.
In ihnen greifen Spiele in
einander, sind von Wert
für gegenseitigen Gewinn
der alle sie vermehrt.
Das größte heißt die DNA
und sie enthält den Schatz
des Wissens jeder Zelle – da
hat jedes Spiel sein’n Platz.
Die Codes dort drinnen generier’n
die Eiweiße aus den’n
wir wachsen, sie zu transportier’n.
Wir nenn’n ein’n Code ein Gen.
Die Zelle sammelt Energie
und trotzt so dem Verfall
durch nimmermüde Entropie,
die tödlich nach ihr krallt.
Und dabei hilft so manches Spiel.
Die grüne Pflanzenpracht
sind Zellen voller Chlorophyll,
das Licht zu Nahrung macht.
Weil Zellen so gut funktionier’n
entdecken wir sie in
der Luft, auf allem um uns hier
und tief im Boden drin.
Im Spiel verblieben sind nur die;
Verlierer scheiden aus.
Denn Leben in der Entropie
muss wachsen, sonst ist’s raus.
Die Meisterschaft der Zellen hält
seit Jahrmilliarden an
und sie belebte diese Welt
die unsereins gewann.
Einst blieben Zellen nur allein,
doch manche ließen sich
auf größ’re Lebensspiele ein
und spiel’n gemeinschaftlich.
Im Spiel vereint erfanden sie
dann Lebensformen in
den Meeren, wo sie Energie
auf neue Art gewinn’n.
Mehr Größe macht der Entropie
zu trotzen zwar komplex,
doch fand das Leben irgendwie
dafür die Lösung: Sex.
Indem Sex Gene neu durchmischt,
erfindet er aktiv
ganz neuen Nachwuchs, dessen frisch
kreierte Form er prüft.
Und Gene die erfolgreich in
dem Nachwuchs spiel’n, zieh’n weit
in ihm zu ihrer Zukunft hin
durch Entropie und Zeit.
In uns, die hier jetzt atmen, drin
sind Gene ausgeprägt,
und wir, die sie ererbten, sind
was sie noch weiterträgt.
Die Spielregel der Entropie
bleibt hart und gnadenlos,
zwingt Leben, das in ihr gedieh,
dass alles wachsen muss.
Drum müssen Zell’n zusammenspiel’n
und sich organisier’n,
durch Nerven das Bemüh’n der Viel’n
als Ganzes dirigiere’n.
Ein Ziel ist immer der Gewinn
von Lebensraum – den fand
manch seegebor’nes Leben in
der Luft und auf dem Land.
Und so entstand die ganze Pracht
der Tier- und Pflanzenwelt,
die uns so maßlos dankbar macht
dass sie auch uns enthält.
Und jetzt sind wir es, die all das
gestalten – das fing an
als uns’re Affenart zum Spaß
ein Kokelspiel begann.
Das Kochen gab viel Energie
und uns’rer Art die Stirn
für uns als Nachwuchs mit wie nie
verspielten großen Hirn’n.
Verspielte Hirne lassen uns
verstehen, wie die viel’n
Prozesse uns erspielen und
wir lernen, sie zu spiel’n.
Dies Wissen hat uns anvertraut,
wie alles was geschieht,
in uns den Geistesraum erbaut
in dem dies Wissen blüht.
In jedem Maßstab wieder seh’n
wir Spiele, die spontan
einander spielend fortbesteh’n
als folgten sie ein’m Plan.
Doch ist kein Plan in dem Gescheh’n.
In jedem Maßstab ließ
nur Chaos manches Spiel besteh’n
aus dem das nächste sprießt.
Und wir geh’n wieder Spiele ein,
die größer sind als wir,
wie Clan und Dorf und obendrein
auch Staaten wie der hier.
Solch Spiele, Technik und Design
und Städte und Maschin’n
soll’n Menschen in ihn’n dienlich sein,
wie wir den Genen dien’n.
Und letztlich sind wir alle ein
globales Riesenspiel
aus Spielen, doch all das hat kein
Konzept und auch kein Ziel.
So wahr das ist, es ist zu groß.
Ein Hirn reicht nicht so weit.
Es kann nur staunen, fassungslos
vor dieser Herrlichkeit.
Und so erfand das Hirn das Wort,
um Denken mitzuteil’n.
Das lässt Gedanken im Transport
von Hirn zu Hirnen eil’n.
Gedanken teilend bilden wir
gemeinsam einen Geist,
der einen Wissensschatz formiert,
den uns’re Spezies weiß.
Gedanken die zusammenspiel’n
und Wissen destillier’n,
erlauben uns, das Werk von Viel’n
gezielt zu dirigier’n.
Und so wird Spielzeug umsetzbar,
das Fahr’n und Fliegen löst,
das uns auf Flammen reitend gar
den Himmel selbst durchstößt.
Verspielte Menschenhirne könn’n
den Fakt, dass um uns hier
höchst unerforschte Sterne brenn’n,
nicht einfach ignorier’n.
Und Entropie treibt uns nach vorn.
Wir müssen diffundier’n,
der Spielplatz Weltraum gibt uns Sporn
ihn ganz zu kultivier’n.
Einst starten Schiffe die sich selbst
vermehren dort hinaus,
verbreiten sich von Welt zu Welt
und säen Leben aus.
In kurzen Jahrmillionen nur
vervielfältigen sie
die Lebensräume der Natur
in uns’rer Galaxie.
Doch niemand sonst scheint das zu tun.
Kein weit’res Leben scheint
zu wachsen dort – vielleicht bleibt uns,
das einzige zu sein.
Wahrscheinlich aber treffen wir
dort Leben das aus ganz
obskuren Spiel’n gemacht um schier
entrückte Sterne tanzt.
Und was wir finden darf mit spiel’n
in kosmischen noch nie
gespielten Spielen, großen, viel’n
neu’n Spiel’n der Entropie.
Auf allen Welten um uns hier
soll’n Geist und Leben sein.
So viele Spiele bringen wir
dem ganzen Staub dort bei.